Draußen denken

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ADHS Natur erleben: Draußen denken & Klarheit finden

Gedankenchaos im Kopf: Wenn Elvira das Steuer übernimmt

ADHS Natur – zwei Wörter, die für mich untrennbar miteinander verbunden sind. Manchmal ist es, als würde mein Gehirn in tausend Richtungen gleichzeitig rennen. Ein Gedanke hier, drei dort, zehn weitere, die um Aufmerksamkeit buhlen wie Welpen beim Fressen. Ich sitze am Schreibtisch, starre auf den Bildschirm und merke, wie die To-do-Liste zur To-don’t-Liste wird. Alles zu viel. Alles zu laut. Und irgendwo mittendrin: ich – mit ADHS und einem inneren Drachen, den ich Elvira nenne.

Sie schlägt mit den Flügeln, zerrt an meinem Fokus, schürt das Feuer der Ideen – aber auch das Chaos. Sie ist laut, unberechenbar und oft schneller, als ich folgen kann. Gedanken galoppieren wie ein wildes Pferd, das nie stillsteht. Und wenn’s drinnen zu eng wird, wenn der Lärm zu groß wird, dann hilft nur eins: Raus. Raus aus dem Kopf. Raus aus dem Raum. Rein in die Natur.

Warum Natur bei ADHS hilft: Raus aus dem Haus, rein ins Leben

Ich gehe nicht spazieren. Ich fliehe. Vor dem Krach im Kopf, vor dem Druck, produktiv zu sein, vor den Wänden, die mich mehr einsperren als schützen. Schuhe an, Jacke übergeworfen, Emilio an der Leine – und los.

Die ersten Schritte sind schwer. Nicht körperlich – mental. Die To-dos schreien noch hinter mir her, als ich schon den ersten Pfad betrete. Doch dann: der Wind. Der Geruch von feuchter Erde. Ein Vogel, der mir einfach so in den Gedankenkreis reinfliegt. Und plötzlich: Stille. Oder besser gesagt – eine andere Art von Geräusch. Die Art, die mein Inneres beruhigt.

Mit jedem Meter, den ich zurücklege, entferne ich mich nicht nur vom Haus, sondern auch von den Erwartungen. Von dem Druck, alles im Griff haben zu müssen. Und langsam, fast unmerklich, verändert sich etwas. Die Gedanken, die eben noch wie Flipperkugeln durch meinen Kopf schossen, reihen sich ein. Werden leiser. Sanfter. Greifbarer.

Natur und Bewegung: Wie ADHS-Gedanken draußen zur Ruhe kommen

Wenn ich laufe, sortieren sich meine Gedanken von selbst – ganz ohne Bullet Journal, ganz ohne App. Jeder Schritt ein Gedanke, der sich einreiht. Jeder Atemzug ein Abstand zum inneren Chaos.

Drinnen kann ich nicht denken. Nicht wirklich. Da werde ich von Reizen erschlagen, obwohl nichts passiert. Draußen? Da passiert ständig was – aber mein Kopf kommt zur Ruhe. Weil das, was draußen passiert, keine Erwartungen stellt. Keine E-Mails, keine Nachrichten, keine offenen Tabs. Nur Wind, Bäume, Himmel.

Es ist diese paradoxe Magie: Je mehr ich mich bewege, desto stiller wird es in mir. Die Natur gibt mir keine Antworten. Sie stellt keine Fragen. Sie ist einfach da. Und das reicht. Das reicht vollkommen.

Was mich draußen so beruhigt, ist nicht die Abwesenheit von Reizen – es ist die Natürlichkeit der Reize. Der Klang der Vögel ist nicht schrill, sondern tröstlich. Das Rascheln der Blätter keine Ablenkung, sondern ein Rhythmus. Es ist, als würde mein ADHS-System draußen auf eine andere Frequenz umschalten. Eine, die mir nicht wehtut.

Die Natur als Denkraum für ADHS-Betroffene

Ich habe gelernt, meine Gedanken nicht zu zwingen. Sondern sie rauszulassen – wie Vögel, die irgendwann von selbst zurückkommen. Im Wald rede ich oft laut mit mir selbst. Oder mit Emilio. Manchmal auch mit Bäumen. (Die sind bessere Zuhörer als viele Menschen.)

Ich hab mal gelesen, dass die Japaner das „Shinrin Yoku“ nennen – Waldbaden. Klingt esoterisch. Ist aber einfach nur logisch. Die Natur erdet. Im wahrsten Sinne. Wenn ich auf Laub trete und es unter mir knistert, wenn ich Moos berühre und merke, wie weich die Welt sein kann – dann wird auch mein Denken weicher. Klarer. Ehrlicher.

Draußen denke ich nicht, um zu planen. Ich denke, um zu fühlen. Und manchmal fühle ich, um wieder denken zu können. Der Unterschied ist subtil – aber er macht alles aus. Denn das, was draußen in mir passiert, ist nicht strategisch. Es ist lebendig.

In diesen Momenten fühle ich mich nicht mehr wie ein Fehler im System, sondern wie ein Teil eines größeren Ganzen. Der Wald akzeptiert mein Chaos. Die Vögel krähen nicht, wenn ich zu viel denke. Die Steine meckern nicht, wenn ich auf ihnen sitzen bleibe. Und genau das macht die Natur zu meinem sichersten Ort.

🧠 Wusstest du…?
Forschende in Japan haben herausgefunden, dass schon 20 Minuten im Wald den Cortisolspiegel senken, die Konzentration verbessern und das emotionale Gleichgewicht stärken können – besonders bei Menschen mit ADHS. Der Begriff dafür: Shinrin Yoku, also „Waldbaden“.
Zur Studie →

Mit ADHS leben: Elvira darf draußen fliegen

ADHS ist wie ein Drache, den du nicht zähmen kannst – aber fliegen lassen. Drinnen reißt Elvira alles auseinander. Aber draußen?

Draußen darf sie fliegen. Toben. Feuer speien. Und ich – ich laufe einfach hinterher und schau ihr zu. Manchmal reiten wir sogar gemeinsam. Und in diesen Momenten bin ich nicht krank. Ich bin wild. Frei. Ich bin einfach… ich.

Es gab eine Zeit, da wollte ich Elvira loswerden. Heute weiß ich: Sie ist Teil von mir. Und draußen, in der Weite, kann ich sie am besten halten. Nicht an der Leine – sondern im Vertrauen.

Elvira liebt die Bewegung. Die Unvorhersehbarkeit eines neuen Weges. Sie blüht auf, wenn ich über einen umgestürzten Baum klettern muss oder eine neue Spur im Matsch entdecke. Und ich? Ich lerne, ihr zuzuschauen. Zu akzeptieren, dass mein Kopf anders funktioniert. Nicht schlechter. Nicht besser. Einfach anders.

Draußen denken statt drinnen planen: Mein Fazit

Drinnen versuche ich, Ordnung zu schaffen. Draußen entsteht sie einfach. Meine besten Entscheidungen sind nicht an einem Schreibtisch gefallen, sondern zwischen Tannennadeln und Matsch. Mein inneres GPS funktioniert nur im Wald. Vielleicht, weil ich da nicht funktionieren muss.

Drinnen bin ich oft ein „Systemfehler“. Draußen bin ich Natur. Unperfekt. Wild. Richtig.

Ich weiß, das klingt pathetisch. Aber es ist die Wahrheit. Und wenn du dich manchmal verloren fühlst – probier’s aus. Geh raus. Lass deinen Drachen fliegen. Und hör hin, wenn die Bäume flüstern. Vielleicht sagen sie dir, was du längst weißt:

Du bist nicht falsch. Du bist einfach draußen gedacht.


Mehr zum Thema findest du in meinem ersten Beitrag über Elvira und die heilende Kraft der Natur:
👉 Heilende Kraft der Natur – mein erster Text über Elvira

Und jetzt du:
Wie und wo denkst du am besten? Schreib mir gern in die Kommentare oder teile den Beitrag, wenn er dich berührt hat.

Bis bald da draußen.
Bruce 🌲🔥

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